Quelle: www.handball-soeflingen.de
TV Oppenweiler vs. TSG Söflingen
Handball Baden-Württemberg Oberliga
TV Oppenweiler gegen TSG Söflingen
am Samstag, den 05. Oktober 2013
in der Gemeindehalle Oppenweiler
28:21
Leere Hände
Kaum gezogen, kaum geschoben. Da steht sie nun die Söflinger Handballkutsche. Mit angebrochener Achse. Und Plattfuß. Dabei hatten wir eine Chance, eine theoretische. Rein hypothetisch bestand sie auf einen Sieg. Wie vor jedem Spiel. Der erste Pfiff aber war der Chancentot. Der Angriff war der Abpfiff des Anflugs jeder Chance für uns, an diesem rabengrauen Tag die Farben des Herbst aufleuchten zu lassen. Faszination in Grün gegen Tristess in Rot. Das war die Farbenlehre.
Als die Unparteiischen dem Spiel seinen Lauf gaben, war es für uns nicht das große Los: Disziplinlos an erster Stelle, harmlos, ideenlos, blutlos, chancenlos, nix los. Dabei zunehmend fassungslos die Blässe, die sich in der Mimik des gezählten Dutzend von Getreuen breit machte, das in der Nahdistanz Schützenhilfe leistete. Besser gesagt, leisten wollte. Denn zur beabsichtigten Hilfe hätte es Schützen gebraucht.
Spätestens mit dem Söflingen wahrlich erlösenden Schlusspfiff war auch dem Letzten klar, dass es an der Zeit ist, das Ziel neu zu justieren. Oben mitzumischen, ist heute soweit entfernt wie einst das Ufer für den Schneider von Ulm. Ein Phantom. Mit der Qualität von gestern werden wir die Liebe Müh und Not haben, uns nicht mit einer Bauchlandung im Wasser wieder zu finden.
Dabei ist der Blick auf die Tabelle noch immer mäßig mittelmäßig. Der auf die aktuelle Leistung aber ist ein ziemlich sorgenvoller. Mehr noch als das Dutzend Söflinger hatten die angeblich 6 Hundertschaften einheimischer Fans mitunter den Eindruck, als stünden die Roten mit leeren Händen da.
Gegen den jetzt weiterhin niederlagenfreien gastgebenden Aufsteiger waren Befürchtungen von vornherein nicht falsch. Sie waren nach der Erfahrung in Willstätt eher zwingend. Man muss gegen den Tabellenprimus nicht bestehen. Aber gehörig Handball spielen sollte man schon. Was der geneigte Söflinger Betrachter zu sehen hatte, war in puncto Disziplinlosigkeit mitunter eher ungehörig. Dass unsere Mannschaft mindestens überwiegend die Vorgaben ihres Trainers umgesetzt hätte, schließe ich aus. Auch dazu wird sie schleunigst in ein ziemlich tiefgründiges Konklave treten müssen. Bevor aus diesem der weiße Rauch von Hoffnung aufsteigen kann, wird sich die Mannschaft selbst in das Gebet nehmen müssen. Stoßgebete reichen nicht.
Dem Trainergespräch danach zu lauschen, wäre ein guter Teil der Therapie gewesen. Nachgerade genußvoll hat der sportlich Verantwortliche der Grünen sie zelebriert, seine gewiss nicht zu bestreitende Feststellung, gegen alles, was Söflingen kann, Lösungen gehabt und trainiert zu haben. "Wir waren sehr gut vorbereitet". Dem war schon deshalb nicht zu widersprechen, weil die Roten zu der Zeit noch in ihren Katakomben vergraben waren und ihr Unterstützungsdutzend bis auf den Chronisten längst auf der Flucht irgendwo bei Stuttgart.
Resignation war schweres Gepäck auf der Fahrt. Stumme Resignation, nachdem spätestens ab Mitte der zweiten Halbzeit auch das Schweigen der Trommeln den Ton angab, bis auf das Schlagwerkzeug, das Lukas noch bis zum Abpfiff rührte, Lukas der sich mit Herz und Seele verschrieben hat, nagelneu herausgeputzt mit dem blau-roten Anorak in den Söflinger Farben. Erst wenn Lukas einmal nicht mehr trommelt, wäre der Untergang des Abendlandes besiegelt.
Fast hätte ich es verdrängt: Vor der Rückfahrt war ja ein Spiel. Ein Spiel mit einem gerechten Ergebnis. Das hat auch der Söflinger Trainer bestätigt. Und er hat festgestellt, dass ein klarer Unterschied in der Leistung den Unterschied ausmachte, die unterschiedliche Zahl von "individuellen Fehlern". "Auch wir haben uns gut vorbereitet" konterte Gabor Czako seinen Kontrahenten. Des Pudelskern aber habe in der individuellen Qualität gelegen. Mit den unbestreitbaren Hinweis auf das junge Entwicklungsstadion der Seinen ergänzte er: "Für uns war das Spiel eine Lehre". Hoffentlich. Womit wir wiederum im Konklave wären, mittendrin.
Antworten im Trainergespräch gab es von Söflinger Seite auch zu den Söflinger Zielen. Zwei sind es nach Gabor Czakos Statement: Es geht in dieser Runde zum einen darum, eine junge Mannschaft zu entwickeln und mit ihr das Maximum zu erreichen. "Das war heut' ein Gegner, gegen den wir keine Chance hatten". Und zum zweiten gehe es darum, was wir "mittelfristig in ein bis zwei Jahren erreichen können".
Also sind wir auf dem Weg. Ohne den Blick zurück aus dem Auge zu verlieren, gucken wir nach vor. Nur mit gemeinsamen Anstrengungen können wir die Kutsche wieder flott machen. Um den totalen Achsbruch zu vermeiden, müssen wir alle ziehen und schieben. Jugend hin, Jugend her: mit 7 Toren in 30 Minuten einschließlich zweier Treffer vom 7-Meterpunkt ist nichts zu gewinnen. Der Gastgeber hatte uns mit einer Abwehr, die dort austeilte, wo's weh tut, binnen weniger Minuten den Schneid abgekauft. Bei jedem zweiten Angriff lag ein Söflinger mit dem Bedarf nach Behandlung am Boden. Bevor genau dort zuletzt die ganze rote Brigade lag, brachte die Umstellung einer bis dahin vergleichsweise gut funktionierenden 6: 0 Abwehr von Söflingen in der ersten Hälfte genauso wenig wie der fast schon verzweifelte Akt, ab der 47. Minute beim 23:13 mit dem orange markierten siebten Feldspieler das Glück zu erzwingen, was prompt zum dreifachen Volltreffer ins eigene Auge wurde, indem der gegnerische Tormann aus seinem Kasten im Dreiminutentakt (47./50./53.) zielsicher im gähnend leeren Söflinger Gehäuse eintraf. Mindestens den Söflinger Zuschauern, die bis dahin von den Fankontrahenten eher mitleidvoll belacht worden waren, tat die sportliche Regie unserer Mannschaft einen riesen Gefallen, als sie für die letzten 5 Minuten wieder das Tor besetzte. Bis dahin war uns immerhin eine Abstandsverkürzung vom 10 Torerückstand auf eine erträglicher 26:17 gelungen, bevor ein letzter verwandelter Strafwurf beim 28:21 für Söflingen eine letzte Aktion markierte und ein Abend voller Schmerzen im Schlusspfiff seine Erlösung fand.
Zu tun gibt es viel. Zeit gibt es wenig. Den nächsten Gegner haben wir am Sonntag daheim. Hoffnung allein wird nicht reichen. Jetzt ist die Mannschaft gefragt. Sie muss es richten. Schafft sie es nicht, den Karren mit eigener Kraft wieder flott zu machen, werden wir längst vor dem Fest ausgenommen sein wie eine Weihnachtsgans.
Uli Gebhard
stv TSG Vorsitzender
Tore:
TSG Söflingen:
Schaaf 7/2, Dürner 6/3, Eberhardt 3, Planitz 2, Kraft, Rodloff, Zöller 1
Stenogramm:
1. Halbzeit:
2:2 (5. Minute), 4:2 (10. Minute), 6:3 (15. Minute), 9:3 (20. Minute), 11:7 (25. Minute) und 14:7 (30. Minute)
2. Halbzeit:
16:9 (35. Minute),19:13 (40. Minute), 22:13 (45. Minute), 24:15 (50. Minute), 26:18 (55. Minute)
und 28:21 (60. Minute)