Merkles Wurf Sekunden zu spät
Handball-Württembergliga Süd: Ganz knapp siegt Zizishausen im Derby gegen Wolfschlugen 30:29
Das Handballderby zwischen dem TSV Zizishausen und dem TSV Wolfschlugen hatte es in sich. In einem Herzschlagfinale gewannen die Gastgeber gestern in der gut gefüllten Theodor-Eisenlohr-Halle mit 30:29. Dabei hatten die „Schnaken“ lange große Probleme mit den abwehrstarken Gästen.
VON ALEXANDER THOMYS
Das Lokalderby war „Werbung für den Handball“, wie es Zizishausens Trainer Vasile Oprea völlig richtig formulierte. Ein faires, kampfbetontes Spiel zweier Mannschaften, die hoch motiviert in die Partie gingen und den Zuschauern mitunter sehenswerte Spielzüge zeigten. Die Gastgeber wurden dabei für eine große Moral belohnt und holten einen Vier-Tore-Rückstand auf – auch weil die „Hexenbanner“ nach dem Seitenwechsel zusehends den Faden verloren.
Zunächst hatten die Wolfschlüger bärenstark begonnen. Mit einer offensiven, beherzt agierenden Abwehr ließen sie die Zizishäuser lange Zeit nicht ins Spiel kommen. In der Offensive bauten Steffen Stoll und Jona Schoch treffsicher die Wolfschlüger Führung aus. Beim 2:3 nach vier Minuten lag das Wolfschlüger Team von Interimscoach Gottfried Zeiler erstmals in Führung, nach zwanzig Spielminuten stand beim 8:12 ein Vier-Tore-Vorsprung zu Buche. Auch zwei Zeitstrafen konnten das TSVW-Team in dieser Phase nicht aus dem Konzept bringen. Zizishausen leistete mit zahlreichen leichten, eigentlich vermeidbaren Ballverlusten Schützenhilfe.
„Wir haben sehr passiv angefangen und die ersten zehn Minuten verschlafen“, brachte Oprea die Anfangsphase seiner Mannschaft auf den Punkt. Der Zizishäuser Trainer reagierte, nahm früh eine Auszeit und stellte sein Team in der Abwehr um. „Wir haben das Zentrum verstärkt und uns anschließend immer mehr stabilisiert“, erklärte der ehemalige rumänische Nationalspieler zufrieden. In der Tat kam die Offensive der Gäste kurz vor der Pause langsam, aber sicher ins Stocken. In die Kabine gingen die Wolfschlüger dennoch mit einer knappen 15:13-Führung.
Was sich in der Schlussphase des ersten Durchgangs abzeichnete, setzte sich nach dem Seitenwechsel in aller Deutlichkeit fort. Nun waren es die Wolfschlüger, die sich mit vielen kleinen Fehlern selbst aus dem Konzept brachten. Symbolcharakter hatte eine Szene aus der 35. Minute: Erst scheiterte der im ersten Durchgang vier Mal sichere Siebenmeterschütze Steffen Stoll an Zizishausens Keeper Tobias Fromhold, ehe kurze Zeit später Simon Müller den 17:17-Ausgleich erzielte (36.). Der im zweiten Durchgang starke Mark Reinl drehte im Anschluss die Partie und brachte das Oprea-Team mit 18:17 in Führung.
Nach dem 18:18 ging es Schlag auf Schlag: In kurzer Folge trafen Max Geißler, Patrick Renner-Slis und Julian Baum für die Gastgeber. Wolfschlugens Coach Zeiler reagierte, rief seine Mannschaft zur Auszeit zusammen und rüttelte sein Team wach. In der Folgezeit entwickelte sich ein hochklassiges Duell auf Augenhöhe, den Gastgebern gelang es lange Zeit nicht, die Führung auszubauen. Stattdessen blieben die „Hexenbanner“ bis zum 25:24 (50.) immer nur knapp im Hintertreffen.
Zizishausens Tobias Fromhold wehrt zwei Siebenmeter ab
Dann scheiterte Baum, der insgesamt sechs Tore erzielte, aber auch zahlreiche Torchancen vergab, an Keeper Manuel Lunz – Baum holte sich den Ball aber postwendend wieder zurück. Der 19-Jährige bediente Renner-Slis, der zum 26:24 für Zizishausen traf (52.). Samuel Wurster legte mit seinem einzigen Tor zum 27:24 (53.) nach, ehe Wolfschlugens Christoph Massong per Siebenmeter am starken Torhüter Fromhold scheiterte. Fromhold wehrte insgesamt neun schwere Bälle ab. „Das war eine ganz tolle Leistung von Tobias Fromhold“, hatte auch Coach Oprea ein Sonderlob für den 30-Jährigen parat.
Als Baum knapp fünf Minuten vor Spielende zum 28:24 traf, schien das Derby entschieden. Doch die Gäste stemmten sich nochmals gegen die Niederlage. 90 Sekunden vor Ende der Begegnung lagen die Zizishäuser nur noch mit 29:28 in Front. Georgios Chatzigietim traf zum 30:28, ehe Tobias Schmieder die Gäste wieder heranbrachte. Nun folgte ein dramatisches Finale: Wolfschlugens Torwart Lunz hielt einen Wurf und bediente im Gegenzug Dominik Merkle, der frei vor dem Zizishäuser Tor an den Ball kam. Merkle traf – aber deutlich nach der Schlusssirene.
So blieb es beim 30:29-Sieg der Gastgeber in einem packenden Spiel, nachdem sich beide Mannschaften in der Halle feiern ließen. „Wir sind selber schuld. Wir haben nach der Pause zu viele Möglichkeiten leichtfertig ausgelassen“, ärgerte sich Zeiler. „Zizishausen hat seine Chancen aber auch richtig gut verwandelt“, hatte der Wolfschlugener Kommandogeber auch ein Lob für die Gastgeber übrig. Oprea sah das ähnlich: „Ich denke, wir haben verdient gewonnen. Wolfschlugen hat aber auch ein tolles Spiel im Derby abgeliefert.“ In der Hinrunde war der Lokalkampf ebenfalls knapp ausgegangen: Damals behielten die Wolfschlüger mit 29:28 die Oberhand.
TSV Zizishausen – TSV Wolfschlugen 30:29
TSV Zizishausen: Fromhold, Goldfuß (bei einem Siebenmeter); Geißler (3), Wurster (1), Baum (6), Reinl (6), Klaric (3/3), Müller (3), Renner-Slis (3), Steinhauser, Baumann, Dur-Schmid, Chatzigietim (5), Schorr.
TSV Wolfschlugen: Hauptvogel (41. Lunz); Merkle (1), Sadowski (1), Richter (1), Schlichter, Wiesinger, Stoll (8/4), Hiller (4), Massong (4), Kurz, Schmieder (5), Schoch (5).
Schiedsrichter: Fischer/Schwenkel (Obersbach-Bünzwangen/Grabenstetten).
Zuschauer: 750.
Zeitstrafen: Renner-Slis (2), Reinl – Sadowski, Schoch, Hiller.
Siebenmeter: Zizishausen 3/3 – Wolfschlugen 6/4 (Stoll und Massong scheitern an Fromhold).