Spielbericht TSV Zizishausen - TG Nürtingen
aus der Nürtinger Zeitung vom 20.02.2012
Georgios Chatzigietim entscheidet das Derby
Handball-Württembergliga Süd: Der TG Nürtingen fehlt am Ende die nötige Ruhe und Sicherheit, um gegen Zizishausen zu bestehen
Das Lokalderby hatte es in sich. In der rappelvollen Eisenlohr-Halle spielte die stark abstiegsbedrohte TG Nürtingen groß auf und führte lange Zeit gegen das Zizishäuser Team. Am Ende verloren die Nürtinger aber die Nerven – Zizishausen holte sich im Schlussspurt den zweiten Derbysieg in dieser Spielzeit. Die „Schnaken“ verbuchten einen hart umkämpften 34:32 (16:18)-Erfolg.
VON ALEXANDER THOMYS
Als die Spielzeit abgelaufen war, musste Zizishausens Trainer Vasile Oprea erst einmal tief durchatmen. Das hart umkämpfte Lokalderby gegen die TG Nürtingen hatte seine Mannschaft schließlich erst in der letzten Minute für sich entschieden, als Georgios Chatzigietim nervenstark mit zwei Treffern den Sack zumachte. „Entscheidend war am Ende die Erfahrung und Souveränität von Chatzigietim und Mark Reinl“, war dann auch das Urteil von Coach Oprea, der zusammenfassend das Derby mit einem „das hätte auch anders ausgehen können“ richtig auf den Punkt brachte. Nürtingens Interimstrainer Dieter Strobl fasste es so zusammen: „Die individuellen Fähigkeiten haben am Ende dafür gesorgt, dass Zizishausen vorne war.“
Dabei hatten die Nürtinger lange Zeit stark aufgespielt. Nach elf Minuten lagen die TGler mit 6:3 in Front. Später führten die Gäste mit 10:7 (17.). Es sollten allerdings die einzigen Drei-Tore-Führungen des Spiels bleiben. Und so lebte das auf eher durchschnittlichem Niveau verlaufende Derby vor allem von der Spannung der knappen Spielstände. Und von den Emotionen. Vor allem das sehr beherzte Abwehrverhalten beider Teams brachte die Stimmung in der Eisenlohr-Halle immer wieder an den Siedepunkt – wobei beide Mannschaften sich insgesamt einen fairen Lokalkampf lieferten.
Johannes Schmied mit reaktionsschnellen Paraden
Die Nürtinger dominierten das Geschehen vor allem im ersten Durchgang, wobei Keeper Johannes Schmied großen Anteil daran hatte, dass das Strobl-Team andauernd die knappe Führung verteidigen konnte. So wehrte Schmied in der Anfangsphase reaktionsschnell Würfe von Patrick Renner (8., 13.) und Max Geißler (9.) ab, die jeweils frei vor seinen Kasten kamen. „Wir haben im ersten Durchgang insgesamt fünf Gegenstöße leichtfertig vergeben“, ärgerte sich TSV-Trainer Oprea über diese ausgelassenen Chancen.
Diese Szenen zeigten aber auch die Schwäche der Nürtinger, die am Ende mitentscheidend sein sollte: Gegen die Nürtinger Abwehr kamen die Zizishäuser immer wieder völlig frei zum Wurf, vor allem den achtfachen Torschützen Julian Baum und Chatzigietim mit seinen sieben Treffern bekamen die Nürtinger nicht in den Griff. „Wir haben heute eine etwas andere Defensivstrategie gewählt. Und da mussten wir immer wieder Löcher aufmachen, um andere zu stopfen“, erklärte TGN-Trainer Strobl.
Dank Schmieds Paraden und einer guten Abschlussquote lagen die Gäste im ersten Durchgang dennoch lange Zeit vorne, erst beim 12:12 (22.) waren die Zizishäuser wieder dran. Kurz vor der Pause sorgten Marco Melo und Konstantin Glöckler mit einem Doppelschlag für die 18:16-Pausenführung des Tabellenvorletzten.
Auch nach dem Seitenwechsel ging es hin und her: Beim 20:19 (37.) brachte Baum die Zizishäuser erstmals in Führung, postwendend drehten die Nürtinger aber durch Tore von Benedikt Rapp und Glöckler den Spielstand zum 21:20 für Nürtingen. Zuvor hatte der ebenfalls starke Torhüter Maik Reinhardt, der Schmied nach dessen Zeitstrafe ersetzte, zwei Zizishäuser Angriffe abgewehrt. Insgesamt kam Reinhardt auf acht Paraden, auch einen Siebenmeter von Zeljo Klaric wehrte der Keeper direkt nach dem Seitenwechsel ab. Als Glöckler im Anschluss erneut traf, hatte die Turngemeinde zwanzig Minuten vor Spielende beim 22:20 eine gute Ausgangslage.
Fehler bei beiden Teams gestalteten die Partie aber weiter offen: Zizishausen führte 23:22 (43.), Nürtingen mit 26:25 (48.), ehe Marius Ewald zum 27:25 traf (50.). Noch beim 29:29 fünf Minuten vor Spielende war alles offen.
Opreas Auszeit kommt zum richtigen Zeitpunkt
Zizishausens Coach Oprea nahm dann eine Auszeit – und fand wohl die richtigen Worte. Baum und Simon Müller brachten den TSV mit 31:29 in Front. Die Nürtinger vergaben in dieser Phase zu viele Chancen, leisteten sich einfache Abspielfehler im Spielaufbau. Anschließend schien die Partie aber kurz wieder zu kippen: Zizishausens Reinl bekam eine Zeitstrafe, Mario Mangold erzielte den Anschlusstreffer zum 30:31. Weniger als zwei Minuten waren da noch zu spielen. Und auch wenn die Nürtinger nie aufsteckten, ließ sich die Zizishäuser Mannschaft um Coach Oprea den Sieg nicht mehr nehmen. Die TSVler nutzten ihre Chancen konsequent, die Nürtinger konnten den knappen Rückstand nicht mehr aufholen.
TG-Trainer Strobl war dann auch enttäuscht, dass sein Team vor allem in den letzten zwanzig Minuten zu viele Chancen ausgelassen hatte. „Wir haben im Angriff nicht mehr so konsequent gespielt, da hätten wir ruhiger agieren müssen“, sagte Strobl, der aber auch lobende Worte für die Gastgeber aus der Nachbarschaft fand: „Die Zizishäuser haben das im Angriff aber auch gut gelöst.“ Nürtingens Mangold, mit neun Treffern bester Schütze des Derbys, war am Ende frustriert. „Zum Schluss haben Kleinigkeiten das Spiel entschieden“, meinte Mangold, der aber zugleich von einem „Spiel auf Augenhöhe“ sprach. Sein Fazit: „Es hat Spaß gemacht.“
Zizishausens Oprea freute sich über den mit dem Sieg verbundenen Klassenerhalt. „Das ist absolut sensationell, was meine junge Mannschaft leistet. Jetzt können wir ganz in Ruhe weiterarbeiten.“
TSV Zizishausen – TG Nürtingen 34:32
TSV Zizishausen: Fromhold, Goldfuß; Geißler (4), Reinl (6), Chatzigietim (7), Baum (8), Renner-Slis (2), Müller (1), Schorr (2), Wurster (1), Steinhauser, Klaric (3/3).
TG Nürtingen: Reinhardt (27. Schmied); Ewald (2), Melo (1), Rapp (1), Kaplick (5), Arbeiter, Hennig, Promies (3), Glöckler (5), Kazazic (2), Henzer (2), Bürker (2), Mangold (9/5).
Schiedsrichter: Mehl (Rottenburg)/Sanardel (Leinfelden-Echterdingen).
Zuschauer: 800.
Zeitstrafen: Geißler, Reink, Chatzigietim – Schmied, Rapp, Mangold.
Siebenmeter: TSV: 3/4 (Klaric scheitert an Schmied); TGN: 5/6 (Melo scheitert an Fromhold).