Bericht der Nürtinger Zeitung
Ein Zwischenspurt nach der Pause ebnet Zizishausen den Weg zum 27:23-Sieg über Wernau
Der TSV Zizishausen hat seine Derby-Bilanz in der Württembergliga Süd auf 6:2 Punkte ausgebaut. Nach der Schlappe in Deizisau zu Saisonbeginn gelang dem Aufsteiger gestern Abend nach vorherigen Erfolgen über Nürtingen und in Plochingen der dritte Sieg in einem Lokalkampf. Mit 27:23 behielten die „Schnaken“ die Oberhand gegen den Tabellenzweiten HC Wernau.
VON JENS S. VÖHRINGER
Der erste Auftritt verlief nicht nach Plan. Um Punkt 20 Uhr stellten die Zizishäuser den 450 Zuschauern in der Theodor-Eisenlohr-Halle ihr neues Fan-Lied vor. Doch so ganz wollte es nicht klappen. Die Klänge von Slades „My oh my“ hallten aus den Boxen, kurz nach den ersten Textzeilen des Sängers war aber das Mikrofon tot. Kurz darauf klappte es dann aber doch. Genauso wie Minuten später auf dem Feld. Von all dem ließen sich die Spieler des TSV Zizishausen nämlich gar nicht beeindrucken. Auch vom 0:1-Rückstand kurz nach Anpfiff nicht. Ebenso wenig wie ihr Trainer.
„Ich hatte von vorneherein ein gutes Gefühl“, meinte Vasile Oprea nach der Partie und verteilte im nächsten Atemzug artig Lob. „Es ist all das aufgegangen, was wir unter der Woche trainiert haben.“ Und das machte ihn sichtlich stolz. „Es war unsere bisher disziplinierteste Saisonleistung“, fuhr er fort. Die Gastgeber glichen aus, gingen in Führung und lagen beim 2:3 (7.) wieder zurück. Nach einem tollen Anspiel des wieder einmal sehr umsichtigen Spielmachers Mark Reinl zu Kreisläufer Georgios Chatzigietim stand es 3:3 – und dann legte der „Schnaken“-Express erstmals los. Toptorjäger Maximilian Baum traf aus dem Rückraum (11.), Niklas Minsch kurz darauf per Konter und Chatzigietim auf Zuspiel von Max Geißler zum 6:3 (12.).
Im Angriff zeigten sich die Hausherren gewohnt variabel und vor dem eigenen Kreis spielten sie das gekonnt herunter, was ihren Trainer hinterher so schwärmen ließ. Die 3:2:1-Defensive funktionierte glänzend. Zudem wurde der einstige Bundesligaspieler Oliver Beiser bei Ballbesitz sofort attackiert und dadurch zu schwierigen Würfen aus der Bedrängnis gezwungen.
Nach einer Viertelstunde war der Vorsprung auf 8:4 angewachsen, doch dann ließen die TSVler etwas nach. Zumal sich Wernaus Torhüter Marco Schwarz ein ums andere Mal auszeichnete. In der 23. Minute hieß es lediglich noch 9:8. Angst, der Anfangsschwung könnte nun dahin sein, hatte Oprea auch da nicht. Obwohl sein Team fast sechs Minuten kein Tor warf. „Nein, nein“, winkte er ab, „die Jungs hatten das Spiel im Griff.“
Es blieb eng. 27 Sekunden vor der Pause ereignete sich dann eine vielleicht spielentscheidende Szene. Bei einem Gegenstoß der Gäste rannte Julian Baum den aufs TSV-Tor zustürmenden Beiser ungestüm um und sah dafür die Rote Karte. „Ich bin zum Ball gegangen“, meinte Baum. Dennoch hatte es den HCler so schwer erwischt, dass er einige Zeit liegen blieb und nicht mehr weiterspielen konnte. „Das war unsportlich“, wetterte Wernaus Trainer Michael Abele. „Beiser hat uns im zweiten Durchgang gefehlt.“ Oprea wollte dem Ganzen die Brisanz nehmen. „So spielen wir nicht Handball, aber Beisers Ausfall war für Wernau natürlich schon bitter“, meinte er.
Nach dem Wechsel glichen die Gäste aus, zum 12:12 (32.) und zum 13:13 (34.). Daraufhin folgte die wohl spielentscheidende Phase. Angeführt von Maik Zimmermann erhöhten die TSVler auf 16:13 (36.) und 21:15 (43.). Zwar leisteten sich die Gastgeber erneut eine „Auszeit“ und führten nach 48 Zeigerumdrehungen nur noch 22:19, doch dann platzierte Reinl eine Rückraumgranate zum 23:19 im Winkel.
Wernau ließ nicht locker. Wieder kamen die Gäste heran – nach 53 Minuten sogar erstmals wieder auf zwei Treffer (23:21), ehe ein weiteres Zizishäuser Rückraumgeschoss, diesmal von Zimmermann, im Gäste-Kasten einschlug. Die TSVler hatten außer ihrem tollen Rückhalt Tobias Fromhold (15 Paraden) in den entscheidenden Momenten stets die richtige Antwort parat. Spätestens beim 26:21 durch Maximilian Baum (56.) war die Messe gelesen.
TSV Zizishausen: Fromhold (57. Goldfuß); Reinl (3), M. Baum (6/2), Minsch (4), Zimmermann (5), Geißler, Schorr (1), Müller (1), Wurster (1), J. Baum (1), Chatzigietim (5), Steinhauser.
HC Wernau: Schwarz, Langjahr n.e.; Goga (7), Tremmel (1), Götz, Deggelmann, Traub (2), Lenze, Beiser (2), Benignus (4), Hesping (1), Gerdes-Röben (5/3), Brüstle (1)
Schiedsrichter: Banzhaf/Ernst (TSV Eningen u.A.)
Zuschauer: 450.
Rote Karte: J. Baum (30., grobes Foulspiel).
Zeitstrafen: Minsch (2), Wurster, Steinhauser, Zimmermann – Goga, Geerdes-Röben, Brüstle.
Siebenmeter: TSV 3/2 (M. Baum scheitert an Schwarz) – HC 4/3 (Tremmel scheitert an Fromhold).