Quelle: Schwäbische-Zeitung/Ravensburg
13.08.2014 (Aktualisiert 13:24 Uhr)
Thomas Schlichte
TSB Ravensburg empfängt Rekordmeister
Die Handballer des TSB Ravensburg empfangen den ungarischen Rekordmeister MKB Veszprem zum Test
Handball-Star Momir Ilic kommt am Freitag mit MKB Veszprem zum Testspiel nach Ravensburg.Handball-Star Momir Ilic kommt am Freitag mit MKB Veszprem zum Testspiel nach Ravensburg.
imago sportdienst
Ravensburg tms Auf einen echten sportlichen Leckerbissen dürfen sich alle Freunde des Handballsports freuen, die sich am Freitag, 15. August, ab 18.30 Uhr, in der Ravensburger Kuppelnauhalle versammeln. Dann testet der heimische Landesligist, die TSB Ravensburg Rams, gegen das Starensemble des MKB Veszprem aus Ungarn. 22 Meisterschaften und 23 Pokalsiege stehen auf der Visitenkarte des aktuellen Halbfinalisten der EHF Champions League, der mit einigen bekannten Größen nach Oberschwaben kommen wird.
Und das im wahrsten Sinne des Wortes, schließlich wird Veszprem von Spielmacher Laszlo Nagy angeführt, der zwei Meter neun misst und geschätzte 115 Kilo auf die Waage bringt. Dass er ein sportliches Schwergewicht ist, hat er in der Vergangenheit oft genug bewiesen - und das nicht nur im Trikot des ruhmreichen FC Barcelona. Nein, denn auch für seine Nationalmannschaft, im Jersey der ungarischen Auswahl, ließ der Rückraumwerfer aufhorchen. Sage und schreibe 647 Treffer erzielte der Champions-League-Sieger der Jahre 2005 und 2011 bei aktuell 167 Einsätzen. Vor zwei Jahren kehrte er nach zwölf Jahren vom spanischen Mittelmeer in sein Heimatland zurück und streifte das Trikot des MKB über.
Zwar im Kader von Vezprem jedoch nicht nach Ravensburg kommt der deutsche Nationalspieler Christian Zeitz. Der gebürtige Heidelberger wechselte gerade erst vom THW Kiel nach Veszprem und trifft im Team von Coach Antonio Ortega auf dessen Landsleute Carlos Ruesga, Christian Ugalde und „Chema“ Rodriguez. Den gleichen Weg wie Zeitz schlug - allerdings bereits ein Jahr früher - übrigens der serbische Auswahlspieler Momir Ilic ein, der ebenfalls lange Jahre an der Kieler Förde aktiv gewesen war und dort natürlich den einen oder anderen Titel bejubeln durfte. Ilic wurde zudem bei der EM 2012 zum wertvollsten Spieler des Turniers gewählt und lief in der Bundesrepublik vor seinem Engagement im hohen Norden zunächst für den VfL aus Gummersbach auf. Ilic soll in Ravensburg auf jeden Fall dabei sein.
Und die TSB-Jungs? Die werden bestimmt schon seit Tagen auf diesen Vergleich mit ihren Idolen - der über gute Kontakte nach Ungarn zustande gekommen ist - freuen. Und wer weiß? Vielleicht können die „Rammböcke“ dem scheinbar übermächtigen Gegner ja die Hörner aufsetzen – rein sportlich gesehen natürlich. Schließlich haben sie mit dem Durchmarsch von der Bezirksklasse in die Landesliga in nur zwei Spielzeiten bewiesen, dass immer mit ihnen zu rechnen ist. Alleine die Art und Weise des beeindruckenden Aufstiegs in der Relegation im Frühjahr sorgte nicht nur im Bezirk für Aufsehen. 37:20 hieß es damals im Rückspiel gegen die TSG Reutlingen. Hierbei spielten sich Gabriel Stanciu und Co. in einen wahren Rausch. Ob eine solch abgezockte und mit Stars gespickte Truppe wie MKB Veszprem einen solchen Spielfluss zulässt, bleibt abzuwarten. Fest steht nur, dass es solche Jungs nicht jede Woche zu bestaunen gibt.
Karten gibt's bei Schreibwaren Niederer, Sportart und Trends & Co in Ravensburg sowie im Internet unter www.ravensburg-rams.de. Hallenöffnung ist am Freitag ab 16.30 Uhr, für ein buntes Rahmenprogramm ist gesorgt. Zu gewinnen gibt es neben anderen Preisen auch ein Abendessen mit beiden Teams nach dem Spiel in Nikis Lounge.
Von einem selten gesehenen Schauspiel im Ravensburger Schussental
Wenn ein Handball-Testspiel für jede Menge Begeisterung sorgt – Auf und abseits des Spielfeldes
Am Freitagabend ging es in Ravensburg nicht um das nackte Handball-Ergebnis: Denn so schnell trifft der TSB Ravensburg (links JuAm Freitagabend ging es in Ravensburg nicht um das nackte Handball-Ergebnis: Denn so schnell trifft der TSB Ravensburg (links Julian Langlois, im Tor Gabor Kutas) nicht mehr vor mehr als 500 Zuschauern auf Weltklassespieler wie Mirsad Terzic vom MKB Vesz
Derek Schuh
Ravensburg tms „So, das habe ich mir jetzt verdient“, sagt Günther Niederer und nimmt erst einmal einen kräftigen Schluck. Während draußen vor der Ravensburger Kuppelnauhalle bei Gegrilltem oder einer Zigarette über das gerade Erlebte angeregt diskutiert wird, kommt auch der Sportliche Leiter der TSB Ravensburg Rams aus dem Schwärmen gar nicht mehr heraus. „Ich glaube, dass es so ein Spiel zuletzt vor 30 Jahren hier in Ravensburg gegeben hat.“
Damals sei er selbst aktiv dabei gewesen, könne sich jedoch an das Endergebnis gegen Slavia Prag gar nicht mehr erinnern. „Aber ich habe das 1:0 gemacht“, schmunzelt Niederer mit einem breiten Grinsen im Gesicht und ergänzt: „Davon habe ich noch ein Foto daheim hängen.“
Und es ist sicherlich nicht ausgeschlossen, dass es bei den aktuellen Spielern des heutigen Handball-Landesligisten in abermals 30 Jahren ähnlich sein wird. Denn auch hier war den Jungs von TSB-Coach Arno Uttenweiler das Endergebnis herzlich egal – für das 18:54 in Dezimalen hatte am Freitagabend unmittelbar nach dem Abpfiff gegen MKB Veszprem ohnehin niemand mehr ein Auge.
Alle Blicke der Spieler, der Familienmitglieder und Zuschauer waren auf die Topstars des ungarischen Rekordmeisters gerichtet, allen voran Kapitän Laszlo Nagy galt als beliebtes Fotomotiv. Um das 2,10 Meter große Kraftpaket hatte sich rasend schnell eine Menschentraube gebildet, auch seine nicht weniger prominenten Teamkameraden aus Ländern wie beispielsweise Spanien, Schweden oder Serbien schrieben sich hinterher die Finger wund. Zumindest sah es ganz danach aus, während Arno Uttenweiler von einer „tollen Werbung für den Sport in Ravensburg“ sprach. Beim gemeinsamen Foto hatten sich er und seine Spieler mit ihren Idolen bunt untereinander gemischt ablichten lassen, das obligatorische Abklatschen fiel sehr herzlich aus.
Keiner, aber auch wirklich keiner nahm Worte wie „Klatsche“ oder „Abreibung“ in den Mund, zu groß war die spielerische Überlegenheit der aktuell viertbesten Mannschaft Europas. Bei der hatte man das Gefühl, dass sie den Test gegen die Gastgeber zwar ernst nahm, aber doch nicht alles riskierte – selbst den Weltklasse-Handballern misslang der eine oder andere Spielzug. Und doch schaffte Veszprem etwas, was nicht in jeder Begegnung gelingt, der sogenannte Kempa-Trick (Ball während des Sprungs passen, der Mitspieler fängt ihn im Sprung und wirft ein Tor, Anmerkung der Redaktion). Den „Kempa“ servierte das Spitzenteam bereits in der 47. Minute und eben nicht erst kurz vor Schluss – wie sonst bei deutlichen Ergebnissen üblich.
20 TSB-Spieler laufen auf
Aber wie schon erwähnt, das Resultat spielte eigentlich gar keine Rolle. Im Vordergrund des Events stand das Erlebnis an sich. Motto: Hauptsache dabei gewesen! Das würde auch erklären, warum die „Rammböcke“ am Ende nicht weniger als 20 Akteure aufgeboten hatten. Und in 30 Jahren haben Florian Lotterer, Alexandru Man und alle anderen TSB-Handballer wie Günther Niederer viel zu erzählen. Etwa von jener Szene, als Veszprems Máté Lékai kurz vor dem Ende der Partie einen weiten Ball der Ravensburger ganz locker und leicht mit einer Hand fing und ihn eine gefühlte Millisekunde später zentimetergenau wieder nach vorne zum Mitspieler warf.
15.08.2014 (Aktualisiert 16.08.2014, 10:50 Uhr)
Thomas Schlichte
54:18: MKB Veszprem gewinnt gegen Ravensburg
TSB Ravensburg Rams haben dennoch Spaß – Autogramme und Fotos sind hinterher heiß begehrt
Tolles Spiel, tolle Kulisse: Für die Handballer des TSB Ravensburg (links Simon Schmiedel) war die Partie gegen MKB Veszprem (ATolles Spiel, tolle Kulisse: Für die Handballer des TSB
Ravensburg (links Simon Schmiedel) war die Partie gegen MKB Veszprem (Andreas Nilsson) ein Höhepunkt.
Derek Schuh
Ravensburg tms Mit dem fast schon erwarteten Ergebnis ist der Handballtest zwischen den TSB Ravensburg Rams und dem MKB Veszprem zu Ende gegangen – zumindest, wenn man das reine Ergebnis betrachtet. 54:18 gewann der ungarische Rekordmeister in der mit über 500 Zuschauern bis auf den letzten Platz besetzten Ravensburger Kuppelnauhalle. Und doch gab es nach 60 recht einseitigen Minuten mehrere Sieger.
Zum einen die TSB-Jungs selbst, die sich teilweise mit ihren Vorbildern und Idolen messen konnten. Und zum anderen die vielen (jungen) Zuschauer, die nach dem Abpfiff auf Foto- und Autogrammjagd gingen. Eines der beliebtesten Ziele der Handballfans war dabei natürlich MKB-Kapitän Laszlo Nagy, der mit seinen 2,10 Metern alles überragte. Dafür hielt er sich auf dem Feld auf dem Weg zum gegnerischen Tor vornehm zurück und bediente stattdessen lieber seine Mitspieler.
Ravensburg geht in Führung
Die freuten sich nicht nur über sein Auge und die genauen Zuspiele, sondern vor allem auch über den Platz und das in manchen Situationen recht harmlose Auftreten der Ravensburger Defensive. Die ließ Torhüter Gabor Kutas recht oft im Stich, lief nach Ballverlusten oder verpassten Torchancen gar nicht erst zurück. So erzielten Gaspar Marguc und Co. ihre Treffer und lagen bereits nach zehn Minuten mit 8:1 vorne. Nach dem ersten Drittel der Partie sollte Veszprem seinen Vorsprung weiter ausgebaut haben – 15:3. Alle drei bisher gefallenen Tore für die Hausherren, darunter das 1:0, erzielte Rückraumschütze Gabriel Stanciu – sehr zur Freude des Publikums, das begeistert Applaus spendete.
In der Schlussphase des ersten Durchgangs suchte TSB-Abwehrchef Alexandru Man das Gespräch mit seinem Coach Arno Uttenweiler und merkte an, dass der eine oder andere seiner Mitspieler einfach zu viel Respekt vor den Kontrahenten habe. Dabei hatte Trainer Uttenweiler seinen Jungs vor der Partie folgendes gesagt: „Geht da raus und habt Spaß. Zeigt 100 Prozent Einsatz – denn nur so haben wir eine Chance.“ Seine Spieler befolgten seinen Rat zwar, waren unter dem Strich jedoch körperlich, läuferisch und gedanklich unterlegen – bei sechs Klassen Unterschied allerdings nicht wirklich überraschend.
Überraschend war vielmehr, dass die Jungs aus Südosteuropa in der Kuppelnau dann doch ohne Christian Zeitz und Momir Ilic angetreten waren. Beide waren bei einem Abschiedsspiel in Kiel aufgelaufen. Doch auch ohne die beiden Topstars aus Deutschland und Serbien verwertete der MKB Veszprem seine Chancen sicher, traf durch Gegenstöße, von den Außenpositionen oder vom Kreis. Dennoch parierte Kutas die eine oder andere Möglichkeit und hielt darüber hinaus sogar einen Siebenmeter. Beim 24:5 zur Pause wurden die Seiten gewechselt.
Favorit gibt den Ton an
Auch nach der Halbzeitpause gab der haushohe Favorit den Ton an, auch wenn sich der anfangs groß auftrumpfende Marguc etwas zurückhielt. Dafür trumpfen nun immer wieder die Spanier Carlos Ruesga, Cristian Ugalde oder Chema Rodriguez auf und bauten die Führung ihrer Mannschaft weiter aus. Doch auch die „Rammböcke“ netzten ein. Erst war es Florian Lotterer, dann Niklas Bruder, die beide nicht lange fackelten. Am Ende verpasste der Landesligist die 20-Tore-Marke nur knapp und war dennoch hochzufrieden. Mit sich, dem Event und dem anschließenden Handshake. „Wer weiß, wann es so etwas hier in Ravensburg wieder gibt“, fasste Günther Niederer, Sportlicher Leiter des TSB, mit einem breiten Grinsen zusammen. Währenddessen schrieben die Stars des Spitzenklubs aus Ungarn noch immer Autogramme – auf Blätter, Shirts, Mützen oder Unterarme. Und das mit einer ähnlichen Konsequenz, wie sie die Jungs auf dem Spielfeld gezeigt hatten.
TSB: Kutas, Steitz, Kammerer (Tor); Stanciu (5), Bruder (3), Lotterer (3/1), Schmiedel (2), J. Langlois (1), T. Langlois (1), Robotka (1), Häfele (1), Frey (1), Riechel, Man, Sandu, Farkas, Niedermayer, Geiß, Weltner, Hensel.