Handball-Landesligist TSV Bad Saulgau befindet sich seit 17. Dezember in der Winterpause. Das nächste Spiel findet am 13. Januar um 17 Uhr in Herbrechtingen-Bolheim statt. Nach einjähriger Flaute scheinen die Oberschwaben so langsam wieder in die Gänge gekommen zu sein. Das neue Trainergespann Holger Beck / Markus Weisser konnte mit dem TSV zuletzt vier Siege in Folge feiern, auch dank der zurückgekehrten Langzeitverletzten Janos Csele und Gabriel Stanciu. Der Rumäne Stanicu spielte als Rückraumakteur auf Halblinks in mehreren Clubs der ersten rumänischen Liga. Nach einem Exkurs beim griechischen Erstligisten Athen ist er seit August 2010 unter Vertrag beim TSV, avancierte zum Goalgetter, fiel dann jedoch von Januar 2012 bis Ende November auf Grund einer äußerst komplizierten Knieverletzung aus. Der 33jährige möchte in der Rückrunde wieder „Vollgas“ geben und dem TSV zu weiteren Siegen verhelfen. SZ-Mitarbeiter Thomas Lehenherr hat sich mit ihm unterhalten.
SZ: Herr Stanciu, wohl kaum jemand hatte nach der niederschmetternden Diagnose Ihrer schweren Knieverletzung an eine Rückkehr ins aktive Handballgeschäft geglaubt. Erklären Sie uns doch bitte, wie es zur der Verletzung kam und wie die „Wunderheilung“ vor statten ging.
Gabriel Stanciu: Im Januar 2009 hatte ich mir schon einmal in Rumänien einen Kreuzbandriss am rechten Knie zugezogen und wurde in Ungarn operiert. Vielleicht war die Rehabilitation nicht lange genug, auf alle Fälle verletzte ich mich nun wieder am gleichen Knie. Ich hatte mir die neuerliche Verletzung schon im Oktober 2011 beim Spiel in Unterhausen zugezogen. Da merkte ich, dass etwas nicht stimmte und hatte Schmerzen. Ich konnte nicht mehr normal laufen, plagte mich so durch und im Januar ging gar nichts mehr. Die Diagnose machte mir wenig Hoffnung: Wieder Kreuzbandriss, hinzu kam ein Meniskusschaden und eine komplizierte Knorpelverletzung – das Knie war praktisch kaputt. Vor der Operation sagten die Ärzte, dass die Chance auf Erfolg bei höchstens 50 Prozent läge, nach der OP klang das schon besser. Da sagten sie: 80 Prozent Erfolgschancen. Der Verein, mein Arbeitgeber – ich fehlte immerhin eineinhalb Monate-, meine Freunde, meine Frau, alle haben ich unterstützt und es ging nach meiner Operation am 3. Mai stetig bergauf. Die Reha war diesmal super, ich ging regelmäßig ins Fitnessstudio und in die Reha-Klinik und trainierte langsam aber stetig für den Muskelaufbau. Es ging von Woche zu Woche besser und lief so gut, dass ich sogar schon Ende November ein paar Minuten spielen und beim letzten Spiel am 16. Dezember gegen Kuchen-Gingen fast durchspielen konnte.
SZ: Da klingt nach Wunderheilung. Haben Sie jetzt keine Probleme mehr?
Stanciu: Da Knorpel in meinem Knie fehlen, habe ich schon immer wieder Schmerzen. Aber es geht immer besser. Mein Arzt sagte mir, dass ich vielleicht noch ein paar Jahre spielen kann. Wir werden sehen, wie lange es geht. Auf alle Fälle möchte ich jetzt, nachdem die Vorrunde vorbei ist, einen Strich ziehen, wieder von Null beginnen und voll angreifen.
SZ: Wie schätzen Sie nach ihrer Rückkehr und der Rückkehr von Janos Csele die Stärke des TSV ein und wie verkraftet das Team den Trainerwechsel?
Stanciu: Ich möchte nicht einzelne Spieler hervorheben und mich schon gar nicht. Es ist die Mannschaft, die Fortschritte gemacht hat. Doch mit Janos und mir sind natürlich routinierte Spieler zurückgekehrt, die Erfahrung und Ruhe ins Spiel bringen. Das hat man in den letzten Spielen gemerkt. Es werden dann auch die jüngeren Spieler sicherer, es entwickelt sich eine Gesamtdynamik. Unsere beiden neuen Trainer sind jetzt genau die richtige Wahl, sie sind perfekt! Der Verein hätte die beiden eigentlich gleich, noch vor Karl-Heinz Herth und Günther Hejny engagieren können.
Ich meine, dass Ex-Trainer Günther Hejny auch ein guter Trainer war. Er hatte nur Pech, da der Kader ganz dünn war, weil fast alle Routiniers lange Zeit ausfielen. Jetzt sind wir fast komplett, jede Position ist doppelt besetzt. Eigentlich sind das sehr gute Voraussetzungen für einen Trainer. Auch die erfahrenen Spieler sind wieder dabei, außer Frederik Söder, der immer noch verletzt ist. Es ist Autorität auf dem Feld, wir haben wieder Akteure, die den Ton angeben können.
SZ: Ist der TSV schon stark genug, um oben mitzuspielen? Welches Team ist das stärkste der Liga?
Stanciu: Wir sind stärker als noch zu Beginn der Saison und haben nun 12:10 Punkte auf dem Konto. Die letzten beiden Auswärtsspiele gegen Feldkirch und gegen Kuchen-Gingen haben wir zwar knapp, aber nicht durch Glück gewonnen. Die Spiele wurden im Kopf entschieden. Der Wille, der Kampfgeist ist da. Wir hatten großen Rückstand und wollten unbedingt gewinnen, das hat geklappt und ist für unsere Psyche sehr wichtig. Es fehlt uns noch die Konstanz, ein Spiel von Beginn an zu bestimmen und durchgehend stark zu spielen. Aber das kriegen wir hin.
Ich möchte meiner Mannschaft in der Rückrunde helfen, möglichst jedes Spiel zu gewinnen und möglichst weit nach oben zu kommen. Wenn wir noch disziplinierter werden und eine Siegermentalität entwickeln, können wir in der Liga alle schlagen.
Für mich ist Feldkirch die stärkste und disziplinierteste Mannschaft dieser Liga. Sie sind sehr schnell und kampfstark. An ihr müssen wir uns orientieren. Gott sei Dank konnten wir gegen sie gewinnen.
SZ: Wohin sollte sich der TSV nach ihrer Meinung entwickeln? Schildern Sie uns doch bitte ihr Ziel für diese Saison und über die Saison hinaus.
Stanicu: Ich denke von Spiel zu Spiel und möchte jedes Match gewinnen. Wir werden dann sehen, wo wir stehen. Ob es dann für mehr reicht, weiß ich nicht. Da gebe ich für diese Saison keine Prognose ab. Ich hoffe, dass sich niemand verletzt und wir uns stetig verbessern. Wir sollten so schnell wie möglich wieder in die Württembergliga zurück, vielleicht klappt es ja nächste Saison. Bad Saulgau gehört meiner Meinung nach schon wegen den vielen begeisterten Zuschauern nicht in die Landesliga.
Ich denke, dass ich nächste Saison noch spielen kann. Wenn mein Knie hält, kann ich ja dann noch ein Jahr dran hängen, man wird sehen. Mir gefällt es hier so gut, dass ich vorhabe, meine Karriere später auch in Bad Saulgau zu beenden. Vielleicht kann ich dann eine Trainerausbildung machen und den TSV zum Beispiel als Jugendtrainer weiterhin unterstützen.
SZ: Stehen persönliche Veränderungen ins Haus?
Stanciu: Aber ja! Am 22. Juni 2013 werde ich in Rumänien heiraten. Meine Freundin ist auch Handballerin, spielt in Ravensburg und hat dort auch eine Arbeit gefunden. Wir bleiben aber in unserer Wohnung in Bad Saulgau. Im Februar sind wir dann für eine Woche zwecks Organisation in Rumänien.
SZ: Herzlichen Glückwunsch! Vielen Dank für das Gespräch.