Quelle: Südwestpresse Ulm
Heiße Derby-Zeiten im Bezirk
Auf eine hoch spannende Saison dürfen sich die Handball-Freunde der Region freuen: In der Württembergliga treffen die Nachbarn HSG Langenau/Elchingen, der TSV Blaustein und der SC Vöhringen aufeinander.
Autor: MANUELA HARANT, THOMAS GRUBER | 08.09.2012
Bis vor wenigen Wochen hatte die HSG Langenau/Elchingen noch mit dem nachträglichen Klassenerhalt in der Baden-Württemberg-Oberliga geliebäugelt. Nachdem die TSG Söflingen mit ihrer Klage beim Bundessportgericht auf ein Nachrücken in die Dritte Liga gescheitert war, wurde es aber auch aus dem unverhofften Liga-Erhalt der Langenauer nichts. HSG-Trainer Peter Kief, der gemeinsam mit Hartwig Schenk in die Fußstapfen von Spielercoach Jörg Baresel tritt, nimmts nicht allzu schwer: "Da wir sowieso mit vielen jungen Spielern etwas Neues aufbauen, ist die Württembergliga vielleicht gar nicht so schlecht", mutmaßt Kief.
Außerdem rechnet die Spielgemeinschaft damit, endlich wieder mehr Siege als in den vergangenen Jahren zu bejubeln. "Dann kommen automatisch mehr Zuschauer", meint der Coach. Die Langenauer haben allerdings schon auf dem Papier keinen optimalen Start in die Saison: Nach dem Auftakt-Heimspiel gegen den TV Plochingen (heute, 20 Uhr/Pfleghofhalle) folgt eine zweiwöchige Pause. "Deshalb ziehen wir die Vorbereitung bis in die Saison hinein und bestreiten das erste Spiel aus dem vollen Training heraus", so Kief. Danach erhoffen sich die Langenauer körperliche Vorteile.
Dabei wird es sich positiv auswirken, dass Kief nach drei externen und vier internen Zugängen über bis zu 18 Spieler verfügt - wobei das Quartett aus der eigenen Jugend wohl vorrangig in der zweiten Mannschaft zum Einsatz kommen wird. Mit dieser neuen Flexibilität will die HSG eine wichtige Rolle in der neuen Liga mit den vielen Derbys spielen. "Wir haben das Zeug dazu, vorne mitzuspielen. Vom Aufstieg wollen wir allerdings noch nicht reden. Dafür gibt es zu viele Mannschaften mit hochkarätigen Verstärkungen, wie zum Beispiel den TSV Blaustein." Diesen sieht Kief als absoluten Aufstiegsfavoriten, während er dem zweiten Derbygegner, SC Vöhringen, Außenseiterchancen im Kampf um Platz eins einräumt.
Beim TSV Blaustein herrscht weiterhin Euphorie. Nachdem mit Linkshänder Jeremias Rose vom Bundesliga-Aufsteiger TV Neuhausen eine der bedeutendsten Verpflichtungen der gesamten Liga getätigt werden konnte, ist Trainer Stephan Hofmeister zuversichtlich, sagt allerdings: "Der Aufstieg ist kein Muss, aber wegen mir können wir mit der fünften Liga Schluss machen!"
Harte Konkurrenz um den Sprung in die BWOL hat der Trainer ausgemacht: Wernau mit den Neuzugängen Fabian Kehle und Nico Kiener, Deizisau, Wolfschlugen, das vergangenes Jahr eine hervorragende A-Jugend hervorgebracht hatte, Zizishausen und natürlich Langenau. "An bestimmten Tagen", so Hofmeister" dürfte die HSG nur schwer zu schlagen sein, er ergänzt allerdings mit Hinblick auf die Hierarchie und Altersstruktur der Langenauer: "Spieler im Alter zwischen 25 und 50 Jahren haben während einer Saison auch andere soziale Verpflichtungen." Insofern sei es wohl schwierig für die HSG, die Klasse über die gesamte Runde konstant hoch zu halten.
Fortschritte will der Blausteiner Kommandogeber gegenüber dem Vorjahresrang acht seines TSV sehen, denn: "Stillstand können wir uns im Bezirk Ulm nicht leisten." Mit Routinier Harald Michaeler, der als Trainer zum TSV Ottobeuren wechselte, kann der Coach auch als Stand-by-Spieler nicht mehr rechnen. Harry fuhr vergangene Woche den Wagen vor und holte seinen Pass ab. Ausgerechnet vor dem Punktspielauftakt gegen Weilstetten hat der Trainer Personalsorgen: "Steffen Spiß hat sich die erste Grippe der neuen Saison eingefangen", berichtet er, außerdem reist Torhüter Adi Konkel beruflich bedingt erst direkt aus Polen zum Spiel an.
Der sportliche Berater beim SC Vöhringen, Roland Bader, hat die Blausteiner ganz oben auf der Titel-Rechnung: "Die haben sich richtig verstärkt und sie haben auch den Ehrgeiz, um aufsteigen zu wollen", so Bader, der über die Langenauer eher verhalten urteilt: "Ich glaube nicht, dass sie nach dem Abstieg sofort wieder unbedingt hoch wollen." Zu den eigenen Zielen meint der SC-Manager, der die ehrenamtlichen Geschäfte an Manuel Sailer weitergegeben hat: "Mehr als Platz vier oder fünf wird in dieser starken Liga wohl nicht drin sein." Eine Erklärung schiebt er hinterher: Zwar habe man sich zwischen den Pfosten mit dem 2,04-Koloss Nicolai Uhl gut verstärken können, aber der Ausfall des langzeitverletzten Michael Schramm könne wohl nicht ohne weiteres kompensiert werden.
"Die Verstärkung fürs Feld ist ausgeblieben", so Bader. Es gab zwar einige Möglichkeiten, vor allem der Kontakt zu einem rumänischen Rückraumspieler war schon recht intensiv. Aber letztlich passte der Akteur nicht ins Vöhringer Profil. Auch mit einem 37-jährigen Routinier, der schon höherklassig gespielt hatte, wurde mehrmals verhandelt. Letztlich blieben die Vöhringer um Trainer Lutz Freybott ihrer sparsamen und auf Jugend setzenden Linie treu.
Auf Neuzugang Uhl lastet einiges an Verantwortung. Denn Adrian Pitschen, der sein Staatsexamen macht, steht ebenso nicht zur Verfügung, wie zunächst auch Manuel "Tui" Neckermann, der sich mit einer zähen Nackenwirbelverletzung herumschlägt, die unter Umständen noch operiert werden muss. Uhl zur Seite steht somit lediglich noch Talent Tobias Heinrich.
Die spannendste Derby-Saison im Handball-Bezirk seit langem kann also beginnen. Zu einem ersten direkten Aufeinandertreffen wird es am 29. September kommen, wenn der TSV Blaustein die HSG Langenau empfängt. Heiße Zeiten stehen bevor.